Depression: Zahlen und Fakten



In Österreich verdeutlicht eine Statistik der Universität Wien den großen Optimierungsspielraum in der Depressionsbehandlung: Rund fünf Prozent, also 400.000 Österreicher, leiden an Depressionen, 240.000 bis 280.000 von ihnen befinden sich in hausärztlicher Behandlung, bei etwa 130.000 ist Depression als Erkrankung tatsächlich diagnostiziert; optimal behandelt werden hingegen nur maximal 36.000 Betroffene.1


Woran liegt das? Einerseits suchen viele der Betroffenen aus Unwissenheit, Verdrängung oder aus Schamgefühl keinen Arzt auf. Andererseits werden Depressionen aufgrund ihres vielfältigen Erscheinungsbildes auch vom Hausarzt häufig nicht erkannt. Denn neben medizinischem Fachwissen braucht es viel an psychiatrischer Erfahrung, um eine Depression schnell und sicher zu diagnostizieren.2



Wird einmal die richtige Diagnose gestellt, so ist die Lage alles andere als aussichtslos. Betroffenen kann mit modernen Behandlungsmethoden geholfen werden. Deshalb kommt der Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung eine bedeutende Rolle zu, denn: Eine Depression kann jeden treffen.1


Depression: Ursachen1


Stress, Krisen oder Krankheiten können Auslöser einer Depression sein.

Genetische, neurobiologische und umweltbedingte Faktoren spielen bei der Krankheitsentstehung eine maßgebliche Rolle. Genetische Veranlagung, veränderte Funktionsabläufe im Gehirn sowie bestimmte lebensgeschichtliche, psychosoziale, interpersonelle Persönlichkeitsfaktoren können per se oder in Kombination zu einer depressiven Erkrankung beitragen. Daneben können chronische Belastungen, belastende Lebensereignisse oder ein schweres Trauma, die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken, erhöhen.


Depression: Symptome und Selbsttest3,4


Einer Depression gehen oft unspezifische Frühsymptome voraus, d.h. Anzeichen, die auch auf verschiedene andere Erkrankungen hinweisen könnten.

Diese Vorboten können ohne Anlass oder aber als Reaktion auf belastende Ereignisse auftreten und sich langsam zu einer depressiven Störung ausweiten. Mögliche Symptome sind:

  • Traurige, gedrückte Stimmung oder innere emotionale Leere
  • Interessenverlust und Freudlosigkeit
  • Verminderter Antrieb mit Müdigkeit und Energieverlust
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit
  • Körperliche Beschwerden
  • Kognitive Beeinträchtigungen
  • Gefühle von Wertlosigkeit
  • Schuld und Hoffnungslosigkeit
  • Suizidgedanken

Betroffene verlieren ihren Antrieb sowie ihr Interesse und ihre Freude am Leben, sind ständig müde. Ihr Alltag ist geprägt von Energie- und Lustlosigkeit. Typisch ist außerdem, dass sich die Betroffenen zu allem zwingen müssen. Anfangs nur zu aufwändigeren und ungeliebten, später aber auch zu normalerweise leichteren und angenehmen Tätigkeiten. Sie verfolgen keine Ziele mehr und vernachlässigen ihre Familie, den Beruf und oftmals sogar sich selbst bei alltäglichen Verrichtungen wie Nahrungsaufnahme und Hygiene. Bei 80 Prozent der älteren Patienten tritt die Depression in Verbindung mit Angstsymptomatik bzw. Angststörung auf. Wird einmal die richtige Diagnose gestellt, so ist die Depression mit modernen Therapiekonzepten gut behandelbar.

Dieser Selbsttest gibt Ihnen eine erste Einschätzung über Ihr Stimmungstief.

Wir weisen darauf hin, dass dieser Selbsttest nicht die Diagnose durch einen Arzt ersetzt, diese jedoch ergänzen kann. Nehmen Sie daher die Ergebnisse des Selbsttests mit zu Ihrem nächsten Behandlungstermin.

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Depression: Therapie und Therapiekonzepte3


Im Großteil der Fälle werden für die Behandlung einer Depression folgende Therapiemöglichkeiten eingesetzt:

  • Behandlung mit Antidepressiva (Psychopharmakotherapie)
  • Psychotherapeutische Verfahren (Psychotherapie)
  • Zusätzliche therapeutische Maßnahmen wie körperbezogene Therapien (Ergotherapie, Bewegungstherapie)

Die besten Erfolge bringt eine individuelle Depressionsbehandlung, welche die - für den jeweiligen Patienten - beste Kombination aus den drei Bereichen zusammenstellt. Die Symptome von depressiven Störungen lassen sich mit modernen Behandlungsmethoden oft beheben oder zumindest lindern und die Lebensqualität der Betroffenen damit entscheidend verbessern.

Doch nicht nur die Betroffenen selbst brauchen Hilfe und Unterstützung. Auch für die Angehörigen kann die Diagnose "Depression" eine Belastung darstellen. Viele sind ratlos und wissen oft nicht, wie sie mit einem Erkrankten umgehen sollen. Deshalb sollten sich Angehörige nicht scheuen, auch Hilfe für sich selbst anzunehmen.


Depression: Informationen für Angehörige3


Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Und trotzdem gilt: Resignation ist unangebracht, Depressionen sind heute gut therapierbar.

Angehörige sollten den Betroffenen durch Unterstützung und Mitgefühl zu einer Behandlung bewegen. Hausarzt und gegebenenfalls auch Psychiater beraten umfassend über das Krankheitsbild. Vor allem, wenn Angehörige sich selbst mit der Situation überfordert fühlen, überlastet und erschöpft sind, kann der Austausch mit anderen Angehörigen depressiv Erkrankter in Selbsthilfegruppen sehr hilfreich sein.


Literatur
1Kasper K, Lehofer M, Sachs GM, Bartova L, Dold M, Erfurth A, Hausmann A, Kapfhammer HP, Kautzky A, Klier C, Kraus C, Plener P, Praschak-Rieder N, Rados C, Rainer M, Willeit M, Winkler D. Depression – Medikamentöse Therapie. Konsensus-Statement – State of the Art 2019. CliniCum neuropsy. Sonderausgabe November 2019. Online unter https://oegpb.at/wp-content/uploads/2019/11/Konsensus_Depression_2019_08.11.pdf (zuletzt abgerufen am 08.04.2020).
2Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Patientenleitlinie zur S3-Leitlinie/Nationalen Versorgungs-Leitlinie „Unipolare Depression“, 2. Auflage. Version 1. 2016. Online unter www.depression.versorgungsleitlinien.de (zuletzt abgerufen am 08.04.2020).
3Nowotny, Monika; Kern, Daniela; Breyer, Elisabeth; Bengough, Theresa; Griebler, Robert (Hg.): Depressionsbericht Österreich. Eine interdisziplinäre und multiperspektivische Bestandsaufnahme. Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz. Wien, 2019. Online unter https://broschuerenservice.sozialministerium.at/Home/Download?publicationId=688 (zuletzt abgerufen am 08.04.2020).
4Deutsche Übersetzung des „Patient Health Questionnaire (PHQ-9)“ durch B. Löwe, S. Zipfel und W. Herzog, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg. (Englische Originalversion: Spitzer, Kroenke & Williams, 1999). Online unter https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/Psychosomatische_Klinik/download/PHQ_Manual1.pdf (zuletzt abgerufen am 08.04.2020).


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